Wo bleiben bloss die Bären?

Der Regen hatte aufgehört, als wir heute Morgen wach wurden. Es war noch dunkel, als wir aufstanden. Während wir uns anzogen, lief der Kaffee durch die Maschine. Ein paar Kekse und eine Banane gegessen, und dann ging es auch schon los. Wir fuhren ins Hayden Valley. Das stand schon gestern Abend auf dem Programm, fiel dann aber leider ins Wasser.

Es war noch kalt, dämmrig und ziemlich neblig, als wir dem Yellowstone River entlang fuhren. Es herrschte noch wenig Verkehr und so waren wir ganz alleine, als diese Herde vor uns auftauchte.

Obwohl sie uns auch entdeckt hatten, liessen sie sich bei ihrem Frühstück nicht weiter stören.

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Schade, konnten wir nicht etwas näher an die Herde herangehen, um das Kitz mittendrin etwas besser abzuknipsen. Aber natürlich wollten wir die Hirschkühe nicht verscheuchen und blieben deshalb am Strassenrand stehen.

Langsam lichtete sich der Nebel nun etwas und machte der Sonne Platz. Wir hielten an einer der grossen Schlaufe, die der Yellowstone River im Hayden Valley immer wieder macht.

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Auch die kleine Familie genoss den schönen Morgen.

Von anderen Tieren war leider weit und breit nichts zu sehen. Da konnte man den Blick noch so angestrengt in die Ferne schweifen lassen, weder Bären noch Wölfe liessen sich heute Morgen im Valley sehen.

Langsam aber sicher nahm der Verkehr jetzt zu, und so sank die Chance, ein wildes Tier zu erblicken, noch mehr. Wir fuhren deshalb weiter zum Lake Yellowstone Hotel, wo wir im Coffeeshop einen Cappuccino tranken und dazu einen riesigen Muffin teilten.

Unser nächster Programmpunkt war nun das Pelican Valley. Dazu fährt man in die East Entrance Road. Hier hatten wir bei einem anderen Besuch eine schöne Wanderung zum Storm Point gemacht, was wir heute wiederholen wollten. Der Trail bietet schöne Ausblicke auf den Lake Yellowstone.

Aber schon in Fishing Bridge begann eine grosse Baustelle, wo erst einmal warten angesagt war. Als wir endlich weiterfahren durften, stellten wir schnell fest, dass die Baustelle über mehrere Meilen lang war, und es nirgends eine Möglichkeit gab, überhaupt nur anzuhalten, geschweige denn, einen Trail zu finden. Bei Nine Mile Post drehten wir deshalb wieder um. Kurz bevor wir wieder an der Baustelle ankamen, tummelte sich dieser kleine Hirsch am Strassenrand.

Lange konnten wir ihn nicht beobachten, da machte er sich auch schon eilig davon.

Es brauchte wieder einiges an Geduld, bis wir die Baustelle hinter uns gebracht hatten, dann fuhren wir zurück zum Hayden Valley, auf der Suche nach einem Trail, den wir gehen wollten. Da erblickten wir diesen Prachtburschen.

Für ihn nahmen wir uns natürlich genügend Zeit.

Ab und zu warf er uns einen Blick zu, dann widmete er sich wieder seiner Mahlzeit.

Er war ein wirklich schöner Bursche, und wir sahen ihm gerne eine Weile zu.

Bald darauf hielten wir am Mary Mountain East Trailhead an. Bei unserem letzten Besuch war er geschlossen gewesen, wegen Bärengefahr.

Heute schien er offen zu sein und wir beschlossen, ein Stück zu gehen. Eine Familie mit zwei grösseren Kindern war vor uns losgelaufen und so machten wir uns auch auf den Weg. Leider zeigte es sich relativ schnell, dass der Weg ein ziemlicher Sumpf war. Zu Beginn konnte man die nassesten Stellen gut umlaufen. Mit der Zeit wurde es immer mühsamer, die Umwege immer weiter.  Trotzdem wollten wir nicht so schnell aufgeben und hofften, dass der Trail mit der Zeit besser werden würde.

Ab und zu blickten wir uns um, in der Hoffnung, vielleicht einen Bären in der Ferne zu entdecken. Es war aber nichts zu sehen.

Vor uns sahen wir am Wegrand einen Gegenstand liegen und als wir näher kamen, entpuppte es sich als Bärenspray. Wir nahmen an, dass ihn die Familie vor uns verloren hatte und nahmen ihn mit.

Leider besserte sich der Sumpf überhaupt nicht, wir mussten immer weitere Umwege gehen und hatten trotzdem schon nasse Schuhe. Auch die Familie schien nun langsam genug zu haben und als wir zu ihnen aufschlossen, hatten sie sich dazu entschlossen, umzudrehen. Der Bärenspray gehöre ihnen nicht, meinten sie. Wir unterhielten uns noch eine Weile, dann gingen wir noch ein Stück weiter. Denn wir wollten versuchen, zu dem Bach zu gelangen, den wir jenseits eines kleinen Hügels entdeckt hatten. Ganz nahe kamen wir nicht heran, aber für ein Bild reichte es dennoch.

Doch dann gaben auch wir auf und machten uns auf den Rückweg.

Ungefähr nach der Hälfte des Rückweges wurden wir von einem jungen Mann eingeholt, der mit schnellem Schritt unterwegs war. Wir sprachen ihn an und tatsächlich – Er war der Besitzer des Bärensprays. Anscheinend hatte er ihn auf dem Hinweg verloren und gar nicht gemerkt, dass er ihm fehlte. Dankbar nahm er ihn entgegen und eilte dann davon.

Zurück beim Wagen wechselten wir die Schuhe und fuhren dann zurück Richtung Canyon Village. Kurz vorher bogen wir ab zu den Upper Falls. Hier steppte wieder der Bär! Unglaublich, wie viele Leute da unterwegs waren. Eigentlich verging uns bei diesem Anblick schon beinahe wieder die Lust, überhaupt nur aus dem Auto auszusteigen.

Aber nun waren wir schon mal hier, und deshalb wollten wir uns den Wasserfall doch anzusehen.

Wenn man dann endlich dazu kommt, in die erste Reihe zu stehen, lohnt sich der Anblick durchaus 😉

Nachdem wir unsere Bilder geknipst hatten, gingen wir zum Wagen zurück und fuhren nun ins Canyon Village. Im Village bummelten wir ein bisschen herum, fanden noch das eine oder andere kleine Souvenir. Draussen hatte es wieder angefangen zu regnen. Wir sprachen eine Weile mit einem jungen Schweizer, der an der Reception arbeitete und gestern beim Einchecken bemerkt hatte, das wir Landsleute sind.  Er war Student, der sich eine Studienpause genommen hatte und die Stelle hier nur für die laufende Saison bekommen hatte. Da er nur eine kurze Pause hatte und wieder zurück zur Arbeit musste, verabschiedete er sich bald.

Wir suchten nun nach etwas Essbarem, was sich als nicht so einfach herausstellte, da uns nichts so richtig gefallen wollte. So entschieden wir uns wieder für Suppe, die akzeptabel war.

Anschliessend gingen wir in unser Zimmer und hofften, dass der Regen noch aufhören würde. So gerne wären wir noch einmal ins Hayden Valley gefahren für eine schöne Abendstimmung und die Möglichkeit, vielleicht doch noch auf Bären zu treffen. Aber es wurde dunkel, bis der Regen nachliess. Schade, dass es wieder nichts geworden war mit unserem Abendausflug.

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