Mittwoch, 12.09. St. George – Valley of Fire – Las Vegas
Leider ist der Himmel auch heute Morgen wieder stark bedeckt als wir um 6:00 Uhr aus dem Fenster schauen. So packen wir halt in aller Ruhe zusammen und gehen frühstücken, in der Hoffnung, dass es in der Zwischenzeit richtig aufreisst.
Als wir das Crystal Inn verlassen, sieht es gegen Norden immer noch ziemlich düster aus, nach Süden ist der Himmel dagegen nur leicht bewölkt, sodass es klar ist, der Snow Canyon muss leider wegfallen.
Das Canyon, das der Virgin River zwischen St. George und Mesquite durchfliesst und wo die I 15 durchführt, gefällt uns auch dieses Jahr wieder sehr gut. Die riesigen Felswände sind imponierend und da wo das Tal wieder offen wird, steigen Nebelfelder über dem Fluss auf, was sehr hübsch aussieht. Das Wetter wird mit jeder zurückgelegten Meile schöner.
In Overton besorgen wir uns in einem Laden noch eine Gallone Spring Water und einen Donut für den Mittag und fahren dann zum Valley of Fire. Hier sieht man noch die Spuren vom Vortag. Es wird fleissig geschaufelt und gewischt, trotzdem gibt es einige sehr sandige, schmierige Stellen auf der Strasse.
An der Self Paid Station am East Entrance werfen wir die verlangten 10$ in die Urne. Ich glaube mich zu erinnern, dass es vor zwei Jahren noch 6$ waren, kann mich aber auch täuschen.
An der Zahlstation beginnt auch gleich der Trailhead zum Elephant Rock, der vor zwei Jahren schon total im Schatten lag, und zum Arrowhead Arch. Es sind schon einige Leute auf dem Weg zum Elefanten, mehrheitlich Deutsche. Diesmal haben wir Glück, und der Elephant Rock steht im schönsten Licht.
Nachdem unsere Fotos im Kasten sind, machen wir uns auf den Weg zum Arrowhead Arch. Auf dieser Wanderung begegnen wir keiner Menschenseele mehr.
In aller Ruhe können wir die einzigartigen, leuchtend roten Felsformationen betrachten und staunen über die Pflanzen in allen möglichen Grüntönen.
Es gibt auch Blümchen zu sehen.
Wir sind schon eine ganze Weile unterwegs, als wir die Strasse überqueren müssen und hier den Arrowhead Arch sehen können. Es sind nur noch einige Meter zu gehen, bis wir vor ihm stehen. Auch hier ist keine Menschenseele und wir haben den Arch ganz für uns alleine.
Der restliche Weg führt nun neben der Strasse am Elephant Rock vorbei, zurück zum Wagen.
Nach dieser schönen Wanderung ist es bereits wieder Mittagszeit und wir fahren den Picknickplatz am Petrified Log an, der direkt am Schatten spendenden Felsen liegt und der nur uns gehört.
Hier verspeisen wir die Reste, die unsere Kühlbox noch hergibt. Gemütlich sitzen wir anschliessend noch eine Weile an diesem hübschen Platz, entdecken noch das Petroglyph.
bevor wir zu den Log Cabins weiterfahren.
Diese drei Cabins wurden in den Anfängen des State Parks für die Besucher gebaut. Sie sind ganz aus dem roten Sandstein gebaut und jedes hat innen eine kleine Feuerstelle.
Bei den Seven Sisters halten wir rasch an, weil wir sehen, dass hier etwas läuft. Beim Näherkommen stellen wir fest, dass hier Dreharbeiten im Gange sind. Da es sich bei der Filmcrew restlos um Inder handelt, nehmen wir an, dass hier ein Bollywood Film gedreht wird.
Die Sache ist ziemlich langweilig, da nur eine Schauspielerin (dafür eine, zumindest aus der Ferne sehr attraktive!) auf dem Fels steht, und um sie herum eine Frau mit Sonnenschirm und einige Männer die lautstark diskutieren.
Bruno sagt zu einem älteren Amerikaner mit grauem Pferdeschwanz, der auch zusieht, dass es ganz schön viel Personal braucht, um eine einzige Szene zu drehen. Da knurrt dieser, er würde gerne wissen, was die Inder sagen würden, wenn die Amerikaner einen ihrer Berge für so etwas missbrauchen würden.
Unser nächster Weg führt zu der Fire Wave, die man anscheinend einfach gesehen haben muss. Ich habe mir eine Beschreibung ausgedruckt und wir stellen brav das Auto am Dip 2 ab und laufen hinunter zu Dip 3. Bruno ist zwar der Meinung, es sei sehr heiss und wir könnten doch auch den „einfachen“ Weg gehen, aber ich beharre darauf, dass es so viel schöner ist!
Bei Dip 3 biegen wir auf der anderen Strassenseite in den Wash ein, der zwar etwas klebrig, aber ganz gut zu laufen ist. Voller Stolz zeige ich Bruno die Schönheiten des Washs, der mit seinen lila und rosa gestreiften gelben Steinplatten toll aussieht.
Plötzlich merke ich, wie der Boden unter mir nachgibt und ich absaufe! Der Sand ist hier völlig aufgeweicht und ich sacke bis zu den Knien in den Matsch. Ich gerate tatsächlich ein wenig in Panik. So muss das Gefühl sein, wenn man vom Moor verschlungen wird!
Aber ich werde nicht verschlungen, Bruno zieht mich heraus und ich sehe aus wie ein Schwein!
Ich spüre, wie mir der nasse Sand hinten in die Hose läuft und den ganzen Hintern verklebt, ganz zu schweigen von den Füssen, die total in den nassen und sandigen Schuhen schwimmen.
Was für ein Glück, ist es so heiss, so dass ich auf keinen Fall frieren werde.
Bruno meint, das wird schon wieder trocken und sehen würde das auch niemand, was ich allerdings bezweifle. Aber umziehen ohne zu Duschen bringt eigentlich auch nichts, also gehen wir weiter.
Bei Dip 5 entscheiden wir uns dafür, die Strasse zu überqueren und rechts weiterzulaufen. Aber den Wash müssen wir bald verlassen, er ist immer wieder mit Wasser gefüllt und bald einmal bezweifeln wir, auf dem richtigen Weg zu sein, obwohl es hier sehr schön aussieht.
Nach einiger Zeit laufen wir zurück zur Strasse und sehen in der Ferne zwei Leute, die immer wieder stehen bleiben, um zu fotografieren.
Irgendwie kommt mir die Männerstimme bekannt vor, ich bin aber viel zu sehr darum besorgt, dass jemand meine vor Dreck starrenden Kleider bemerken könnte, als dass ich dieser Tatsache allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Doch als wir näherkommen, ist mir klar, wen wir vor uns haben: Haiko aus dem Forum, mit seiner Schwester!
Es gibt ein grosses Hallo und wir gehen zusammen weiter. Der Weg ist nicht mehr weit, denn wir stehen praktisch vor dem Objekt der Begierde, der Fire Wave!
Die ganzen Leute, die sich hier tummeln, sind Deutsche und eine ältere Frau beklagt sich bei Haiko, weil sie die ganze Zeit, seit sie hier ist, ständig seine Stimme auf der Videokamera habe!
Für uns ist die Rainbow Wave ganz nett anzusehen, aber wir haben bereits sehr viel schönere und eindrücklichere Ziele gesehen.
Wir bekommen von Haiko ein Sprungfoto, das leider so verwackelt ist, dass es ein Opfer von Brunos radikaler Löschwut wird. Es gibt einiges zu lachen, aber schon bald verabschieden wir uns von Haiko und Janine und suchen uns den Weg zurück zum Wagen.
Diesmal finden wir natürlich den richtigen Wash, aber hier können wir gar nicht hinein, er steht voller Wasser. Von oben sehen wir aber, dass dieser Weg wirklich sehr schön gewesen wäre.
Meine schmutzige Hose ist mittlerweile ziemlich trocken geworden, doch das Gehen in den feuchten, sandigen Schuhen ist ziemlich unangenehm und ausserdem sind wir beide inzwischen müde und irgendwie ausgelaugt. Wir beschliessen unseren Besuch im Valley of Fire hiermit abzuschliessen und fahren nach Las Vegas.
Auf dem Weg stellen wir fest, dass der intensive Regen auch hier seine Spuren hinterlassen hat. Es sind immer noch Aufräumarbeiten im Gange und links und rechts neben dem Highway sieht man zum Teil stehendes Wasser, wo sonst alles ausgetrocknet ist.
Der Weg zum Bills Gambin ‚Hall & Saloon finden wir einfach und rasch. Der Weg von der Garage zur Rezeption ist, wie von Silke und Willi angekündigt, sehr kurz und bequem. Die Dame am Empfang kommt, wie aus ihrem Namensschildchen ersichtlich ist, aus New Mexico und macht einen äusserst sauertöpfischen Eindruck. Ihre barsche Art ist schon fast unhöflich zu nennen. Als wir ihre Frage, ob wir ein Upgrade für 20 $ pro Nacht ablehnen, wird ihr Ton noch eine Nuance kühler, aber als wir schliesslich unser Zimmer im 3. Stock betreten, sind wir zufrieden.
Zuerst springe ich unter die Dusche, um endlich den eingetrockneten Sand loszuwerden. Nach einer kurzen Ruhepause gehen wir nach unten, um im Victorian Room unser Abendessen einzunehmen. Nach einer kurzen Wartezeit bekommen wir einen freien Tisch. Das Essen ist gut und wieder einmal sehr reichhaltig.
Der anschliessende Stadtbummel ist geprägt von unheimlich viel Lärm, Verkehr, Menschen, Lichter. Nach dreieinhalb Wochen Natur prasseln soviele neue Eindrücke auf uns ein, dass uns der Kopf schwirrt.
Obwohl mich das Gesehene irgendwie fasziniert, kann ich es gar nicht richtig geniessen. Mir brummt nach kürzester Zeit der Schädel und ich will eigentlich nur zurück zum Hotel. Trotzdem werfen wir einen Blick ins Caesar und laufen noch bis zum Venetian, bevor wir uns für diesen Tag verabschieden.
Unterkunft: Bill’s Gamblin Hall: Das Hotel wurde ein Jahr später abgerissen. Neu steht an seiner Stelle das „The Cromwell Las Vegas“.