Sonntag, 26.08. Challis – Missoula
Diese Nacht haben wir beide nicht besonders gut geschlafen. Queenbett ist anscheinend nicht gleich Queenbett! Dieses hier ist jedenfalls um einiges schmaler als wir es sonst kennen und so fühlen wir uns heute Morgen ziemlich gerädert, als wir aufstehen.
Es ist mit 54 Grad wieder recht kühl als wir aus dem Motel treten, aber der Dunst scheint weniger dicht zu sein als am Vorabend. In der Mainstreet nehmen wir im Y-Inn Café unser Frühstück ein. Wir bestellen beide Frenchtoast mit Heidelbeeren und das schmeckt uns sehr gut.
Nach dem Zusammenpacken verlassen wir Challis und fahren auf dem Hwy 93 weiter nach Norden. Die Strasse führt mehrheitlich dem Salmon River entlang. Schöne Farmen und fruchtbare Felder begleiten uns beidseits des Highways. Es gibt hier zum Teil prächtige Farmhäuser, die stolz am Ufer des Salmon Rivers thronen. Meistens sind diese Landwirtschaftsbetriebe aussergewöhnlich gut gepflegt und ordentlich. Zufällig sehen wir diesen Raubvogel gerade auf dem Baum landen. Natürlich halten wir sofort an und Bruno versucht, ein gutes Bild zu bekommen, leider ist er etwas zu weit entfernt. Ich glaube, dass es ein Weisskopf Adler ist.
In Salmon tanken wir und halten später an einem Rastplatz an und laufen ein Stück zum Fluss hinunter. Hier wäre eine gute Stelle zum Baden, aber es ist leider noch zu kühl dafür.
Ein paar Meilen später verlässt uns der Salmon River und fliesst nach Westen weiter, während wir bald einmal die Grenze zu Montana erreichen.
In Darby machen wir einen Halt. Dieses Städtchen scheint ziemlich touristisch zu sein, es ist nett hergerichtet und hat ein paar schöne Lokale und Shops.
Wir kaufen uns einen Cappuccino und setzen uns auf die gedeckte Terrasse. Anschliessend bummeln wir noch ein wenig die Strasse entlang, bis wir von einer Frau angesprochen werden, welche Huckleberry Jam sucht. Zufällig haben wir in dem Laden, wo wir den Kaffee geholt haben, diese Marmelade gesehen und begleiten die Frau, die ursprünglich Philipinin ist, bis vor den Shop.
Sie lebt in Los Angeles und hat mit ihrem Mann in Salmon eine fünftägige Raftingtour gemacht, erzählt sie uns. Es habe viel Spass gemacht, auch wenn sie ein paar Mal ins Wasser gefallen sei 😉
Nun machen wir uns auf den weiteren Weg nach Missoula. Das Navi führt uns auf direktem Weg auf dem S Reserve zum N Reserve, wo unser Motel liegt. Der Verkehr ist für einen Sonntagnachmittag ziemlich heftig und wir kommen nur langsam vorwärts.
Wir checken im Rubys Inn ein, können aber noch nicht auf unser Zimmer. So machen wir uns gleich wieder auf den Weg und sind nach kurzer Zeit auf dem Airport Gelände, wo sich das Areal der Smoke Jumpers befindet.
Wir betreten das Visitor Center. Hier findet jede volle Stunde eine Führung statt. Seit ich das Buch „Die Feuerspringer“ von Nicholas Evans gelesen habe, fasziniert mich die Arbeit der Smoke Jumpers.
Die junge Frau, welche die Führung mit uns macht, ist keine Feuerspringerin, aber ihr Mann. Zuerst bekommt man die umfangreiche Ausrüstung eines Smoke Jumpers zu sehen. Mit dem Fallschirm, dem Notschirm, einem langen Seil um sich aus den Bäumen abzuseilen und diversen anderen Utensilien kommt ein ganz ordentliches Gewicht zusammen. Die Springer müssen, egal ob Mann oder Frau genau die gleichen Vorgaben erfüllen. Sie müssen zwischen 120 und 200 Pfund schwer sein und jedes Jahr zum umfangreichen Fitnesstest antreten.
Vom Feueralarm bis zum Einstieg in das Flugzeug vergehen genau zehn Minuten. Die Leute müssen in kürzester Zeit in ihre Ausrüstung steigen und werden penibel auf die Vollständigkeit geprüft. Ist der Feuerspringer gelandet, wird ihm seine gesamte Notausrüstung hinterher geworfen. Diese beinhaltet Werkzeug, Trink- und Löschwasser, Nahrung für 3 Tage, ein Erste-Hilfe-Set und ein feuerfestes Notzelt, ein Iglu. Ein Brandbekämpfer ist normalerweise nicht allein unterwegs, die Truppe besteht meistens aus sechs Leuten.
Smoke Jumper gelten als Schnelleinsatz- und Vorauseinheiten der Feuerwehr, die in schwer zugänglichen Gebieten mit dem Fallschirm abspringen und mit einfachsten Mitteln versuchen, Brände zu bekämpfen.
Einige Smoke Jumper nähen und flicken ihre Ausrüstung während den Wintermonaten selbst.
Die 45-minütige Führung ist interessant. Wir bekommen neben dem Lager und der Werkstatt die Halle zu sehen, wo die Fallschirme regelmässig geprüft werden und wir dürfen einen Blick in ein Flugzeug werfen, welches zum Einsatz bereit steht. Missoula hat die grösste Basis, es arbeiten hier etwa 60 Feuerspringer, in den ganzen USA gibt es zwischen 400 – 500.
Die grossen Brände finden zur Zeit in Idaho statt, wo riesige Waldgebiete abbrennen. Der Smog dieser Brände legt sich auch über Missoula.
Die gute Ausbildung der Feuerspringer spiegelt sich vor allem in der sehr geringen Unfallrate wider. Trotz der hohen Gefährlichkeit ihrer Einsätze verletzen sich die Leute in den meisten Fällen nur geringfügig.
Der schlimmste Vorfall ereignete sich 1949 im Mann Gulch, am oberen Missouri River in der Nähe von Helena MT, bei dem 13 Feuerwehrleute ums Leben kamen.
Uns hat die Führung gut gefallen, sie ist kostenlos.
Nun fahren wir ins Rubys Inn zurück und richten uns in unserem Zimmer ein. Das Zimmer ist zwar ein wenig dunkel aber sonst gemütlich und sauber. Wir vertreiben uns ein wenig die Zeit mit lesen und Fotos betrachten und gehen dann zum Abendessen über die Strasse in eine Bar die mexanisches Essen anbietet.
Ich wähle etwas mit viel Käse und Pilzen, Bruno entscheidet sich für eine Suppe mit Tacos. Die Portionen sind wieder unheimlich gross. Brunos Suppenschüssel würde unsere ganze Familie sättigen! Leider schmeckt die Suppe Bruno überhaupt nicht, der Geschmack ist ziemlich eigenartig und ausserdem besteht sie mehrheitlich aus undefinierbaren Fleischhappen. Mein Gericht schmeckt mir gut, leider ist auch das viel zu viel.
Nach dem Essen betrachten wir hinter dem Motel noch den Sonnenuntergang, der eine merkwürdige, fast pinke Farbe hat.
Obwohl wir heute nicht sehr viel geleistet haben, sind wir müde und gehen bald ins Bett. Vorher verabreden wir uns per Mail aber noch mit Heike und Herrmann für das Abendessen im Glacier NP.
Unterkunft: Rubys Inn, gutes, gemütliches Motel. Auch hier ist das Zimmer etwas dunkel, aber sauber und gut eingerichtet.
Edit: Dieses Motel ist dauerhaft geschlossen!