Das Paradies der Dünen

Morgens um halb 6 standen wir in der Lobby der Sossusvlei Lodge und warteten bei einem frischen Kaffee auf unseren Frühstückskorb. Das Ding, welches uns dann gebracht wurde, war riesig.

Bruno stellte den Korb in unseren gähnend leeren Laderaum und wir hofften, dass er nicht zu sehr hin und her rutschen würde, denn ohne Reisetaschen war die Fläche da hinten wirklich gross.

Ein paar Minuten später standen wir als Erste vor dem verschlossenen Gate zum Sossusvlei. Langsam wurde es hell und bald tauchte ein korpulenter schwarzer Mitarbeiter mit Klemmbrett und Kugelschreiber auf und stellte sich vor unseren Wagen um die Nummer aufzuschreiben. Dann trat er an die Fahrerseite und machte uns etwas mürrisch darauf aufmerksam, dass wir den Park pünktlich um 17:30 Uhr zu verlassen hätten. Er schrieb noch ein paar Angaben auf und verschwand wieder.

Doch nun rollten hinter uns langsam weitere Wagen heran und der Angestellte trat wieder aus seinem Häuschen und ging von einem Fahrzeug zum nächsten. Genau um 6:15 Uhr marschierte er an uns vorbei und öffnete das Gate. Wir durften einfahren.

60 Km sind es bis zum Ende der geteerten Strasse ins Sossusvlei. Für Bruno würde der heutige Tag erstmals eine Rückkehr in ein, ihm bekanntes Gebiet in Namibia sein. Alles bisher Gesehene war für ihn genauso neu wie für mich. Nach Brunos Erzählungen hatte ich ja eine gewisse Vorstellung dieser Sehenswürdigkeit. Doch diese wurde bei Weitem übertroffen! Ich war schon nach den ersten Kilometern begeistert von der Dünenlandschaft, die uns links und rechts der Strasse begleitete.

Mir gefiel vor allem die intensive, fast orange Farbe der Sandberge.

Natürlich leuchteten sie jetzt, bei Sonnenaufgang besonders intensiv, was den überwältigenden Eindruck zusätzlich verstärkte.

Die Höchstgeschwindigkeit auf der gesamten Strecke beträgt 60 km/h und ich achtete darauf, sie auch einzuhalten. Anscheinend dachten andere ganz anders und überholten uns reihenweise. Mit der Zeit nahm ich es dann nicht mehr ganz so genau, wurde aber trotzdem häufig überholt. Nachdem wir ein-, zweimal angehalten hatten um zu fotografieren, nahm der Verkehr dann deutlich ab.

Bald erreichten wir das Ende der Teerstrasse und damit den grossen Parkplatz, wo bereits ein paar Shuttles bereit standen für die letzten, tiefsandigen 5 Km.

Wir stiegen aus und Bruno liess aus allen vier Reifen den Luftdruck auf 1.3 Bar ab. Mit dem Messgerät überprüfte er den Druck und als er damit zufrieden war, setzte er sich ans Steuer und los ging die Fahrt! Und was für eine Fahrt.

Zeitweise schwamm der Wagen richtiggehend im tiefen Sand. Erstmals musste Bruno das Untersetzungsgetriebe kurz zuschalten. Ich wäre wohl überfordert gewesen mit diesen Fahrbedingungen. Doch ein Blick zur Seite bestätigte mir, dass Bruno das kleine Abenteuer sehr genoss. Wir fuhren an einigen liegengebliebenen Fahrzeugen vorbei. Alle hatten schon Hilfe erhalten, so brauchten wir kein schlechtes Gewissen zu haben. Bruno erzählte mir, dass er vor etwa 40 Jahren hier keinen Menschen getroffen hat! Er war ganz allein mit seinem Buggy in dieser Gegend und hat im Vlei unter dem freien Sternenhimmel übernachtet!

Sicher erreichten wir den nächsten Parkplatz, wo wir ausstiegen, uns begeistert umsahen und dann erstmal unseren Frühstückskorb inspizierten. Unglaublich, welche Menge an Essen darin zu finden war: 2 grosse Gläser Joghurt, einmal Frucht, einmal Nature, ein Glas mit Müeslimischung, ein Aufschnittplättchen, ein Käseplättchen, genügend Brot und verschiedene Obstsorten. Butter und Konfitüre gab es, Fruchtsaft und je eine Thermoskanne mit Kaffee und Teewasser. Stoffservietten waren natürlich genauso dabei, wie richtiges Geschirr und Besteck.

Wir assen beide etwas von allem, wollten aber nicht mit allzu vollem Bauch auf unsere Wanderung und packten deshalb die Reste wieder ein.

Während des Essens unterhielten wir uns mit einem deutschen Paar rechts von unserem Wagen, und einem französischen Paar links davon, ein wenig über die letzten 5 Kilometer, die tolle Kulisse und unseren Picknickkorb.

Nun zogen wir die Wanderschuhe und Sonnenhüte an, packten Wasser ein und los ging es den beeindruckenden Dünen entgegen.

Die Big Daddy Düne war unser Ziel.

Sie soll eine der höchsten der Welt sein. Mit uns zog eine Gruppe Franzosen mit einem Guide in die gleiche Richtung los.

Da wir immer wieder stehen blieben um Bilder zu schiessen,

waren sie immer mal kurz vor, dann wieder hinter uns.

Wir liefen unten, der kleineren Düne nach und begannen den Aufstieg erst dann. Die Franzosen und ihr drahtiger schwarzer Guide machten dasselbe.

Besser hätten wir versucht, die Gruppe vor dem ersten Anstieg zu überholen, denn deren Gestöhne begann schon nach wenigen Schritten!

Die etwa 10 Mann starke Truppe zog sich sofort stark in die Länge und jemanden in der Steigung im tiefen Sand zu überholen, war kein einfaches Unterfangen. Vor allem deshalb, weil keiner Willens war, etwas zur Seite zu gehen. Doch kurz vor Erreichen des ersten Hügels hatten wir ausser dem Guide, welcher schon gemütlich oben sass und uns fröhlich angrinste, alle überholt und konnten nun in unserem eigenen Tempo weiterstapfen.

Es war teilweise ganz schön anstrengend, aber auch richtig toll, immer weiter über die herrlichen, unzähligen Sandberge in allen Formen und Farben blicken zu können.

Zuerst hatte ich Bedenken, Bruno könnte ein Problem mit seiner Höhenangst bekommen, aber trotz des, zu beiden Seiten steil abfallenden Geländes, fühlte er sich wohl auf dieser fantastischen Klettertour.

Hin und wieder ein Blick zurück zeigte uns, dass die Gruppe hinter uns immer kleiner wurde. Der Guide erreichte das Ziel zuletzt mit nur noch einer einzigen Person!
Für den Aufstieg brauchten wir etwa 50 Minuten und wir hatten Big Daddy für kurze Zeit nur für uns allein! Begeistert bestaunten wir die wundervolle Natur um uns herum, tranken etwas Wasser und schossen ein paar Bilder.

Der Abstieg machte mir ein wenig Angst! Wir wollten den Weg über die Rückseite der Düne hinunter zum Dead Vlei nehmen. Schon beim Aufstieg hatte ich ein paar junge Leute unter lautem Gejohle da hinunter rutschen sehen. Es sah echt steil aus und ich hatte etwas Bedenken wegen meinem Knie, das mit Abwärtslaufen Schwierigkeiten hat.
Zu Beginn gingen wir ein ganzes Stück auf dem Grat nur relativ flach hinab.

Doch irgendwann mussten wir natürlich in die steile Wand einstechen. Zuerst setzte ich mich auf den Hosenboden und rutschte ein Weilchen so hinab 😉

Irgendwann wurde ich etwas sicherer und erreichte schliesslich auf beiden Beinen die weisse Ebene. Die Steilheit des Geländes ist auf dem Bild nicht zu erkennen.


Der Blick nach oben zeigte, dass Bruno ohne Probleme und sogar ziemlich begeistert die steile Wand hinunterrutschte. Unten mussten wir beide zuerst unsere, bis oben mit Sand gefüllten Schuhe ausleeren. Dann liefen wir gleich barfuss weiter. Merkwürdigerweise war der getrocknete Lehm gar nicht heiss, sondern sehr angenehm zu laufen.

Das Dead Vlei war dann wieder richtig toll!

Wir liefen kreuz und quer und sahen uns die abgestorbenen Bäume an.

Bei uns zu Hause hängt seit 34 Jahren ein Bild vom Vlei. Leider hat Bruno „seinen“ abgestorbenen Baum nicht mehr gefunden.

Wir vermuteten, dass Bruno damals im Hidden Vlei gewesen war, diesen Marsch wollten wir aber nun nicht mehr in Angriff nehmen.

Hier im Dead Vlei waren jetzt ziemlich viele Menschen anzutreffen, der Parkplatz ist nicht allzu weit entfernt, man erreicht das Dead Vlei nach kurzer Laufdistanz. Hier zogen wir unsere Schuhe wieder an und gingen zum Wagen zurück. Leider waren die wenigen Picknickplätze im Schatten alle belegt, so nahmen wir uns direkt beim Wagen etwas Obst und Joghurt aus unserem Korb, das wir gleich aufassen und fuhren dann die sandige Piste mit viel Schwung zurück zum grossen Parkplatz. Auch jetzt sahen wir wieder den einen oder anderen liegengebliebenen Wagen, aber Hilfe war für jeden da.

Auf dem Parkplatz kam zum ersten Mal die mitgebrachte Luftpumpe zum Einsatz. In kurzer Zeit waren die Reifen wieder gefüllt und wir konnten die Fahrt auf der geteerten Strasse fortsetzen. Bei Düne 45 hielten wir an und machten ein paar Bilder, das Licht war jetzt zur Mittagszeit nicht mehr so ideal.

Es war auch ziemlich heiss, so dass wir uns bald wieder ins Auto setzten und weiter fuhren. Vor dem Ausgang befindet sich ein Besucherzentrum und hier mussten wir unser Permit bezahlen.
Der schwarze Mitarbeiter vom Morgen war immer noch im Einsatz. Er kontrollierte unsere Wagennummer und das Permit sehr genau. Bruno fragte ihn, ob wir heute noch einmal in den Park dürften, was der Mann etwas brummig bestätigte.

Kurz darauf schlüpften wir in unserem Zelt in unser Badezeug und liefen zum Pool. Wir freuten uns auf das kühle Bad, das wir auch sehr genossen. Heute waren Liegestühle frei und so machten wir es uns eine Weile bequem mit Internet und Lesen.

Bald war es aber wieder Zeit für unseren nächsten Ausflug. Wir fuhren wieder durch die Pforte in den Park und bogen kurz danach links ab. Wir erreichten den Sesriem Canyon nach etwa 4 Kilometern. Hier standen mehrere Autos. Gleich neben dem Parkplatz konnten wir über eine in den Stein geschlagene Treppe in den Canyon hinuntersteigen. Es kamen uns einige Leute entgegen. Auch unsere französische Gruppe vom Big Daddy war hier wieder unterwegs.

Unten wandten wir uns zuerst flussaufwärts und liefen im ausgetrockneten Flussbett bis zum Ende des Canyons, wo sich ein kleiner, mit ziemlich braunem Wasser gefüllter Pool befand. Bruno erzählte mir, dass er hier früher einmal gebadet hatte.
Dann liefen wir zurück und marschierten flussabwärts, wo die Schlucht langsam breiter wurde.

Immer wieder begegneten uns andere Leute, so viele Touristen hatten wir sonst nirgends gesehen.

Zwischendurch kamen mir Stimmen bekannt vor und als ich mich umdrehte, sah ich die 4 Bayern von der Namtib Desert Lodge. Wir scherzten ein wenig mit ihnen und gingen dann noch ein Stück weiter.


Ich fand diesen Canyon nicht so beeindruckend, dass man ihn unbedingt gesehen haben müsste. Aber natürlich sind wir in dieser Hinsicht von den USA auch sehr verwöhnt. Im späten Nachmittagslicht sahen die Felswände aber ganz nett aus.

Bald gingen wir den gleichen Weg zurück und stiegen aus dem Canyon heraus zum Parkplatz. Die Bayern waren auch gerade beim Wagen angekommen und wir unterhielten uns eine Weile mit ihnen. Anschliessend verabschiedeten wir uns und fuhren zurück zum Camp.

Auch heute gingen wir wieder zeitig zum Abendessen. Vorher gaben wir den Fresskorb zurück, aus dem wir zuvor das übriggebliebene Obst herausgenommen hatten. Das Essen war wieder sehr lecker und ein schöner Abschluss für diesen wundervollen Tag. Danach sahen wir uns noch ein wenig auf dem Hotelgelände um und gingen dann ins Camp zurück.

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