Trotz meiner Aufregung habe ich gar nicht so schlecht geschlafen. Heute morgen müssen wir früh aus den Federn, weshalb wir am Abend beide das Handy auf Wecken gestellt haben.
Bereits kurz nach halb 7 sitzen wir beim Frühstück und wir sind erwartungsgemäss nicht die einzigen, welche schon aufgestanden sind. Wir taxieren die Gäste und versuchen zu erraten, wer mit uns zur Lodge fliegen wird.
Bereits kurze Zeit später sind wir bereit zum Auschecken. Dann packen wir unser Gepäck in den Wagen und fahren die kurze Strecke zur Airbase der Vancouver Island Air. Hier bezahlen wir die Parkgebühr und können die grösseren Gepäckstücke in einem Storage, welcher den Gästen zur Verfügung steht, abstellen.
Anscheinend sind wir die einzigen, welche mit dem Wagen hierhergekommen sind: Alle anderen Passagiere werden mit einem Shuttle Bus zur Airbase gebracht.
Nun werden wir erstmal gebrieft: Der Lodge-Mitarbeiter verspricht uns Bären, Bald Eagles, Wale und Delfine zuhauf! Die Tiere werden so nah heran kommen, dass wir mit jedem ordentlichen Smartphone die tollsten Bilder schiessen werden. Dann gibt es noch ein paar Sicherheits-Erklärungen.
Nun bekommt jeder seine Schwimmweste zum umbinden, dann dürfen wir einsteigen.
Kurz darauf sitzen wir in der ziemlich engen Kabine. Sobald der Pilot den Motor anwirft, wird es richtig laut. Die meisten Passagiere setzen die Ohrschützer auf, welche auf jedem Sitz bereit liegen. Ich verzichte darauf, ich will schliesslich hören, ob der Motor schön brav läuft… Mein Herz klopft bis zum Hals, aber Bruno sitzt ja neben mir und hält meine Hand – so gesehen, kann ja nichts passieren.
Wobei ich eigentlich weniger Angst vor dem Abstürzen habe, sondern mir vielmehr Sorgen mache, dass mir schlecht werden könnte, denn in der Beziehung bin ich leider ziemlich empfindlich.
Doch zu meinem Erstaunen geht es mir prächtig und ich fange an, den Flug zu geniessen.
Obwohl die Sicht alles andere als optimal ist, gefällt wohl allen an Bord dieses tolle Erlebnis!
Viel zu schnell verliert unser Flugzeug an Höhe…
…und landet nach etwa 20 Minuten überraschend sanft auf dem Wasser und schwimmt dann direkt zum Anlegesteg der Lodge, welche auf Holzstegen direkt auf dem Wasser liegt.
Kurz darauf werden wir von Mitarbeitern der Lodge begrüsst und zur Lodge begleitet. Ums Gepäck brauchen wir uns vorerst nicht zu kümmern, das wird ausgeladen und mit Handwägelchen zur Lodge gebracht.
Nun werden wir noch einmal begrüsst und Brian füttert uns mit vielen Informationen.
Heute gibt es für uns um 11 Uhr eine Intro Tour. Später folgt dann eine Inlet Tour und gegen Abend dann noch eine Estuary Tour – Na, da lassen wir uns doch gerne überraschen!
Wir beziehen nun unser zweckmässiges, geräumiges und sauberes Zimmer, bevor wir zu Kaffee und Kuchen in den Speisesaal dürfen.
Frisch gestärkt marschieren wir anschliessend in den „Gear-Room“, wo für uns Jacken, Regenhosen, Gummistiefel und Feldstecher bereit sind.
Die Kleider passen ziemlich gut, ich muss nur noch meine Gummistiefel umtauschen: sie sind mir viel zu gross.
Ziemlich wasserfest eingekleidet, sitzen wir bald darauf in einem der Boote und tuckern langsam hinaus zum Fluss. Unser Guide ist Marie. Sie stammt aus Ontario.
Alle starren gebannt durch ihre Feldstecher. Zu sehen ist: gar nichts! Ich friere bereits nach kurzer Zeit.
Da sich kein bisschen Sonne sehen lässt, sind die Lichtverhältnisse nicht gut und alles scheint ziemlich trübe und es ist zudem richtig kalt und feucht!
Ich bin erleichtert, als die Stunde um ist und wir kurze Zeit später im gemütlich warmen Speisesaal sitzen. Nach dem kurzen Lunch und einem heissen Kaffee fühle ich mich wieder fit für weitere Unternehmungen!
Mit dem Schnellboot geht es nun auf Inlet Tour.
Kelsey, ein Native, ist unser Käpt’n und es macht richtig Spass, mit ihm übers Wasser zu brausen, dass es nur so spritzt.
Höhepunkt der Tour ist dieser Wasserfall:
Kelsey fährt so nahe heran, dass wir für einen kurzen Moment die volle Gischt zu spüren bekommen.
Tierisches gibt es leider nicht zu sehen. Nach einer Stunde drehen wir wieder um und es geht zurück zur Lodge.
Schon bald geht es wieder weiter: Die Estuary Tour beginnt. Im Grunde das gleiche wie am Morgen: Man fährt mit Booten auf den Fluss hinaus, in der Hoffnung auf Bärensichtungen.
Unser Guide ist diesmal Harold. Wie wir später erfahren, ist er der Enkel des Lodge-Besitzers und damit ein direkter Nachkomme der First Nation. Er trägt auch den Nachnahmen Glendale, wie die Bucht, in der die Lodge sich befindet.
Längere Zeit dümpeln wir wieder vor uns hin, doch dann bekommt Harold durch sein Funkgerät eine Nachricht: in der Nähe befindet sich ein Bär!
Also, nichts wie hin. Die Vorschrift besagt, dass ein strikter Abstand von 50 Metern zu den Bären eingehalten werden muss. Das heisst natürlich, dass Harold ziemlich weit weg vom Ufer das Boot anhält und wir alle angestrengt durch unsere Ferngläser starren 😉
Und tatsächlich: Am Ufer nähert sich ein Grizzly! Wenn man die Kamera total heranzoomt, kann man ihn sehen. Allerdings schaukelt das Boot, weshalb es schwierig ist, ein Bild zu knipsen. Erst zuhause sehen wir, dass ein paar Fotos zumindest für’s Erinnerungsalbum genügen.
Jetzt stürzt sich der Bursche doch tatsächlich in den Fluss und schwimmt los!
Inzwischen stehen alle Boote der Lodge mit uns in einer Reihe und beobachten, wie der Grizzly sich durch’s Wasser pflügt.
An der anderen Seite angekommen, steigt er wieder aus dem Wasser, schüttelt sich und marschiert davon.
Wir sind einerseits erfreut über dieses Erlebnis, auch wenn es nur aus der Ferne zu beobachten war, andererseits aber sehr enttäuscht, denn wir nehmen an, dass wir kaum ein annehmbares Bild bekommen haben.
Die Überraschung wird gross sein, wenn wir zuhause am Bildschirm sehen, dass das eine oder andere Foto gar nicht so übel geworden ist.
Harold dreht nun noch einmal ab und wir bekommen am Ufer noch diese Mama mit ihren Cubs zu sehen. Es dauert allerdings geraume Zeit, bis ich die 3 endlich durch mein Fernglas entdecke.
Zurück auf der Lodge, bleibt gerade Zeit für eine Dusche und dann geht es bereits wieder los: Während der Happy Hour von 18:30 – 19:00 Uhr, kann man sich bei Brian, dem Manager, die Ausflüge für den nächsten Tag reservieren.
Brian empfiehlt uns, morgen auf die Marina Tour zu gehen, denn für uns gibt es sonst keine Möglichkeit mehr, diese Tour zu buchen.
Mit uns auf hohe See geht morgen auch ein Deutsches Paar, welches mit uns heute zur KIL gereist ist und auch auf der Inlet Tour war.
Nach den leckeren Kleinigkeiten der Happy Hour setzen wir 4 uns ans Ende eines der langen Tische, und diese Plätze nehmen wir auch die nächsten Abende ein.
Am Büffet bedienen wir uns anschliessend und geniessen das sehr gute Essen sehr. Der Wein, welcher im Preis inbegriffen ist, wird heute der beste sein, die folgenden Tage schmeckt er uns allen Vieren nicht so sehr.
Das Dessert wird später serviert und auch das ist wirklich lecker.
Da wir alle von diesem erlebnisreichen Tag ziemlich müde sind, ziehen wir uns bald in unsere Zimmer zurück.
Infobox
Wetter: den ganzen Tag stark bewölkt.
Temperatur: kühl und feucht
Unterkunft: Knight Inlet Lodge, Wir haben für das ganze Arrangement 10’248 CAD bezahlt (6545 CHF) darin enthalten war 1 Übernachtung mit Frühstück in Campbell River, der Flug mit dem Wasserflugzeug, 4 Übernachtungen in einem DZ mit Vollpension und Tischwein. Jederzeit kalte und warme Getränke und Gebäck. Jeden Tag mehrere Ausflüge und zur Verfügung gestellte Regenkleidung. Ebenso waren Trinkgelder inklusive. Einzig zusätzlich konsumierte alkoholische Getränke mussten bezahlt werden