6. Mai 2013 Noch mehr Kakteen und ein blauer Zeh, Ajo – Tucson

Kurz vor sechs sind wir beide heute wach. Bis wir alles zusammengepackt haben und bereit zur Abfahrt sind, ist es aber doch fast 7 Uhr.

Wir finden im Dorf eine kleine Kneipe, Marcela‘s wo uns ein herzhaftes Frühstück serviert wird. Bruno bekommt Spiegeleier mit Schinken und Hash Browns und ich esse Pancakes. Beides ist lecker und so verlassen wir kurz vor 8 Uhr gestärkt Ajo und fahren zum Organ Pipe Cactus NM. Die Fahrt dorthin ist sehr schön und kurzweilig.

Als erstes steuern wir das Visitor Center an und sehen uns kurz um. Der Ranger gibt uns ein paar Unterlagen mit, erzählt uns, dass die schönste Jahreszeit im Park der März ist und dann machen wir uns auf den 34 Kilometer langen Ajo Mountain Drive.

Fantastisch, was für herrliche Kakteen wir hier zu sehen bekommen!

Die Parkbroschüre verrät uns, dass die hohen Saguaros „Sawuaros“ ausgesprochen werden und bis zu 16 Meter in die Höhe wachsen können. Sie werden bis zu 200 Jahre alt und blühen erst nach etwa 90 Jahren.

Das passiert, wenn man nicht nur mit den Augen schaut 😉

und überall hintritt, ohne zu schauen 🙂

Dem Park den Namen gaben natürlich die Organ Pipe Kakteen. Diese sind meist stammlos, haben dafür viele säulenförmigen Äste.


Auch sonst erblicken wir unzählige stachelige Gesellen. Wir halten alle paar Meter an und laufen fasziniert von Kaktus zu Kaktus um uns an den schönen Blüten zu erfreuen.

Heute möchten wir nur einen kurzen Trail machen und entscheiden uns deshalb für den Arch Trail. Diesen Doppelarch kann man vom Trailhead aus gut sehen.

Der Trail soll nur 2 Meilen lang sein und nicht zum Arch hinaufführen.


Der Weg führt uns durch wundervolle, friedliche Natur. Bisher haben wir noch keine Menschenseele gesehen und so haben wir das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein.

Nach einer knappen halben Stunde kommen wir an eine Tafel, die darauf hinweist, dass es jetzt über Geröll und Steine weitergeht und man aufpassen soll.


Etwas erstaunt, aber unverdrossen, beginnen wir über die Steinplatten zu klettern.

Bald erblicken wir die ersten Cairns, die uns den Weg weisen. Natürlich wissen wir inzwischen, dass wir den „normalen“ Trail längstens verlassen haben, steigen aber fleissig weiter bergan, zeitweise auf allen Vieren.

Eigentlich macht die Kletterei Spass, aber ich denke doch besorgt an den Rückweg, abwärts wird das wahrscheinlich kein Vergnügen. Das Gekraxel ist ganz schön anstrengend und wir keuchen beide ziemlich heftig.

Die Bilder geben die Steilheit des Geländes nicht so richtig wider.
Da überall stacheliges Gebüsch wächst, zerkratzt man sich ständig Arme und Beine.


Wir kommen immer höher hinauf, aber der Weg scheint kein Ende zu nehmen – Nur noch ein Stück – vielleicht sind wir dann bald oben?

Doch es kommt der Punkt wo wir beide beschliessen, wieder umzudrehen, (was uns im Nachhinein noch lange ärgert)


Über etwa 700 Meter haben wir laut GPS, 200 Höhenmeter zurückgelegt! Wir setzen uns kurz auf einen Stein, trinken unser Wasser und bestaunen die schöne Berglandschaft.


Etwas wehmütig nehmen wir dann den Abstieg in Angriff. So schlimm wie erwartet ist es letztendlich gar nicht und wir kommen gut unten auf dem Weg an, obwohl die Knie mittlerweile etwas zittrig sind und ich mir den grossen Zeh beim Herunterrutschen etwas verletze. Die letzten eineinhalb Kilometer bis zum Auto zurück bringen wir in gemütlichem Tempo hinter uns.


Dann suchen wir uns einen schönen Picknickplatz und essen eine Kleinigkeit. Hier ziehe ich die Trekkingschuhe an und sehe, dass mein grosser Zeh etwas blau und unter dem Nagel angeschwollen ist.


Die letzten paar Meilen des wunderschönen Drives fahren wir dann etwas zügiger ab und halten nur noch ab und zu für das eine oder andere Bild.

Es ist schon fast 16:00 Uhr als wir das Organ Pipe Cactus NM verlassen. Es hat uns hier sehr gut gefallen. Der Park würde auf jeden Fall einen vollen Tag verdienen, denn es gäbe noch viel zu sehen und mehrere kleine Trails beim Visitor Center abzulaufen.

Zwischen dem Park und Why fahren wir noch in die Border Control Station, wo jeder der nach Norden fährt seinen Pass und Fahrausweis vorweisen muss. Der junge Mann ist sehr höflich und wünscht uns eine gute Fahrt.

Die 120 Meilen nach Tucson führen hauptsächlich durch Indianer Reservate und sind landschaftlich sehr schön. Leider ist es auffallend, wieviele Menschen auf dieser Strecke schon ihr Leben gelassen haben, immer wieder stehen ein oder mehrere Kreuze am Strassenrand.

Schon von weitem kann man die Kitt Peak National Observatory sehen. Hätten wir etwas mehr Zeit zur Verfügung, würden wir den Abstecher zum hoch auf dem Berg liegenden Observatorium noch machen, aber so lassen wir es liegen und fahren weiter nach Tucson, wo wir das Best Western Gold Poppy Inn kurz nach 18:00 Uhr erreichen.

Wir halten an und steuern ohne nach links und rechts zu sehen in das Motel hinein. Ich bin etwas enttäuscht, es sieht alles ziemlich bescheiden aus. Als ich der etwas mürrischen Rezeptionistin unseren Namen nenne, fragt sie sofort, ob wir Travelodge oder BW gebucht hätten!
Das Best Western Hotel liegt hinter der Travelodge, wir sind ins falsche Motel gesteuert 🙂


Das Gold Poppy Inn sieht dann auch wesentlich besser aus, was mich erleichtert, denn hier wollen wir zwei Nächte bleiben. Das Zimmer gefällt uns sehr gut und trotz der nahen Autobahn ist es ziemlich ruhig hier.


Abendessen gibt’s im Dennys, der ganz in der Nähe ist. Sehr lecker!
Mein Zeh sieht ziemlich übel aus: Unter dem Nagelbett ist er blau und angeschwollen! Frustriert denke ich an die Wanderungen, die wir in den nächsten Tagen geplant haben und schmiere fleissig Arnika Salbe auf den schmerzenden Zeh.
Unterkunft: *BW PLUS GOLD POPPY INN* 

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