31. August: Es geht in den Regenwald

Wie inzwischen bereits gewohnt, gehen wir morgens um halb 7 zum Frühstück. Der Nebel hängt tief und es ist feucht und kalt.

Eine Stunde später sitzen wir im Boot, welches uns auf die andere Flussseite übersetzt. Bevor wir aus dem Boot aussteigen dürfen, hüpfen unsere beiden Guides eilig ans Ufer und sehen sich nach allen Seiten um.

Uns scheint das ein wenig übertrieben, denn man sieht weit und breit gar nichts…

Dann müssen wir geschlossen hinter Derek hermarschieren, Lea bildet den Abschluss. Beide rufen nicht allzu laut, abwechslungsweise: „Hey Baer!“ Ich glaube an einen Scherz, stelle aber später fest, dass dieser Ruf für die Guides anscheinend Pflicht ist: Hey Baer 😉

Nach zwei, drei Minuten sind wir bereits bei unserem nächsten Transportmittel angelangt: Es handelt sich um zwei ältere Busse, in die wir nun steigen und etwa 20 Minuten durch den dichten Wald fahren.

Direkt bei der ersten Viewing Platform hält Derek an und steigt alleine aus, damit er die Lage prüfen kann, bevor wir ebenfalls aussteigen und direkt in eine Art Gatter eintreten, der sofort geschlossen wird, nachdem alle 10 Mitfahrer der beiden Busse in Sicherheit sind.

Wir bleiben mit vier anderen Gästen im Weir Stand während der Rest mit Lea über einen Holzsteg zum Finger Stand geht. 

Mit unseren Ferngläsern bewaffnet stehen wir nun auf der Plattform und warten…

Es ist wieder einmal feucht und kalt und es passiert rein gar nichts! Weder tut uns ein Bär den Gefallen, noch sonst ein Tier. Es herrscht absolute Ruhe und wäre es etwas wärmer, könnte ich die Atmosphäre vielleicht sogar geniessen. So aber friere ich still vor mich hin und hoffe, dass wir bald wieder zurück fahren.

Eine kleine Abwechslung bietet der Bald Eagle, der aber leider viel zu weit entfernt auf einem Baum sitzt.

Nach diesem kalten und erfolglosen Ausflug hoffen wir, bei der Estuary Tour um 11 Uhr ein bisschen mehr Erfolg zu haben.

Zuerst gibt es aber wieder so gut wie gar nichts zu sehen. Die Bärchen sind so winzig, dass man sie mit blossem Auge kaum erkennen kann.

Aber dann kommt endlich der ersehnte Funkspruch: Ganz am Flussende wurde ein Grizzly gesichtet!

Lea reagiert schnell und fährt sofort los, drosselt aber natürlich schon früh wieder den Motor und wir dümpeln praktisch lautlos zu der Stelle, wo schon mehrere Boote auf der Lauer liegen.

Und tatsächlich:

Lea, total wasserfest bekleidet, lässt sich ins Wasser gleiten und schiebt nun das Boot noch ein wenig näher heran.

Alle Kameras, auf vollen Zoom gestellt, glühen!

Wow – So cool! Zum ersten Mal macht sich so etwas wie Aufregung bei uns breit, der Jagdinstinkt erwacht: Wir wollen endlich ein tolles Foto und wir wollen endlich einen Bären von blossem Auge erkennen können!

Er wird doch nicht schon wieder verschwinden wollen?

Doch Halt! Es geht ein Raunen durch die Boote: Da ist ja noch eines!

So richtig erkennen wir das Kleine erst zuhause am Bildschirm. Aber trotzdem sind wir nach diesem Erlebnis zufrieden. Endlich sind wir in den Genuss einer echten Bärensichtung gekommen, auch wenn der Abstand auch diesmal wieder gross war.

Nach dem Lunch kommt die Sonne und wir setzen uns zum ersten Mal für kurze Zeit auf die Terrasse.

Doch schon bald geht es wieder los: Der Regenwald ruft! Wir sind diesmal nur zu Viert, unser Führer ist Richard.

Wir steigen ins Schnellboot und verlassen Glendale Cove.

Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde, dann steuert Richard eine kleine Bucht an und macht das Boot am Steg fest.

Der Hike beginnt mit einer steilen Holztreppe, dann kommen wir auf einen kleinen Pfad, dem wir nun folgen.

Richard und das jüngere Paar sind ziemlich zügig unterwegs, so dass Zeit für Fotos nur bleibt, wenn Richard stehen bleibt und etwas zu erzählen hat.

So weiss er, dass sich die Banana Slugs bei den First Nation als äusserst wirksam bei kleineren Wunden und Warzen erwiesen hat.

Wir erfahren, dass die Bären untereinander kommunizieren, indem sie sich an Bäumen reiben und dabei Haare hängenbleiben. Alle nachfolgenden Bären wissen dann, dass ein Kollege hier vorbeigekommen ist 🙂

Richard führt uns nun an eine Stelle am Fluss, wo man, wenn man Glück hat ;-), Lachse sehen kann, wie Lachse die Stromschnellen überspringen.

Es gibt Lachse, die kehren nach 2 Jahren an ihren Geburtstort zurück, fast auf den Quadratmeter genau. Hierher kehren sie erst nach 4 Jahren zurück. Bruno entdeckt einen springenden Lachs – Ich verpasse ihn natürlich wieder!

Nachdem wir ein weiteres Stück gelaufen sind, kommen wir zu einem Flussbett, wo Richard beginnt, seinen Rucksack auszupacken: Eine grosse Thermosflasche mit heissem Wasser, Kaffeepulver, Zucker, Milchpulver, Becher und Cookies fördert er zutage! Und ich hatte mich schon gewundert, wozu der riesige Rucksack wohl dienen soll.

Nach der kleinen Pause machen wir uns wieder auf den Rückweg, wo es wieder Interessantes zu sehen gibt.

Richard erzählt uns noch, dass der Bärendung, wenn diese Lachs gefangen haben, besonders wertvoll für den Regenwald ist.

Ausserdem erfahren wir, dass er sehr viel über die Natur von Harold gelernt hat. Mit diesem ist er oft unterwegs, wenn Wege, wie dieser Regenwald-Hike, kontrolliert und manchmal auch repariert werden müssen.

Sehr zufrieden mit diesem Ausflug, sitzen wir später wieder im Boot und fahren zurück zur Lodge.

Nach dem Abendessen setzen wir uns noch in den Aufenthaltsraum, wo Harold einen kleinen Vortrag über seine Familie, die Lodge und sein Village hält. Dabei stellt er uns auch seine Tante und ihren Mann vor, die heute zur Lodge gekommen sind, weil die Tante ihren 80. Geburtstag feiert.

Infobox

Wetter: Morgens grau und feucht, nachmittags freundlich.

Temperatur: Am Morgen sehr kühl, später angenehm warm.

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