21. Mai, Getrennte Wege: Observation Point – The Narrows

Da mir mein Knie seit einiger Zeit wieder einmal ziemliche Beschwerden macht, lassen wir die für heute geplante, ziemlich happige Wanderung zu den White Domes schweren Herzens sausen und beschliessen, den Tag im Zion zu verbringen.

Ich möchte unbedingt auf den Observation Point, obwohl Bruno mit Blick auf mein Knie wenig begeistert ist. Ich verspreche ihm aber, sofort umzudrehen, wenn die Beschwerden zunehmen sollten. Bruno selber verzichtet auf diese Wanderung. Wir fahren gemeinsam mit dem Shuttle Bus nach dem Frühstück zum Visitor Center und besteigen dort den Park Bus.

Am Weeping Rock steigen wir aus und ich verabschiede mich von Bruno, der von hier zu Fuss weiter Richtung River Walk geht.

Noch schnell auf Toilette und dann die Jacke angezogen, weil es heute Morgen trotz tiefblauem Himmel noch sehr kühl ist. Um kurz nach 9 Uhr laufe ich mit Stöcken bewaffnet und einer Bandage ums Knie los. Ausser mir ist nur noch ein jüngeres Paar unterwegs. Ich bin überrascht, wie schnell man über die Switchbacks an Höhe gewinnt und kann unter mir in der Ferne noch Bruno erkennen, der dem Virgin River nachläuft und dann im Schatten verschwindet.

Schon bald erreiche ich den Abzweiger Richtung Hidden Canyon, wo das Paar, jetzt hinter mir, abbiegt. Nun bin ich allein auf weiter Flur und das ändert sich auch lange nicht mehr. Ich bin begeistert von dem Trail!

Fantastisch, wie sich die Felswände neben mir in den Himmel strecken!

Es liegt alles im Schatten, weshalb die Temperatur zum Laufen gerade richtig ist. Hin und wieder bleibe ich kurz stehen um ein Bild zu knipsen, oder einfach die herrliche Natur zu bewundern. Doch lange halte ich mich nicht auf, ich will weiter.

Bald erreiche ich den schönen, engen Canyon durch den ich auf die andere Seite komme. Vor dem Canyon werfe ich einen kurzen Blick zum kleinen Slotcanyon, in dem gleich am Anfang Wasser steht.

Ich bin schon gute 40 Minuten unterwegs, als sich der Canyon plötzlich weitet und ich in der Sonne stehe.

Nun ziehe ich mein Jäckchen aus, trinke einen grossen Schluck und sehe mich wieder begeistert um.

Hier wachsen auch immer wieder Blümchen am Wegesrand.

Der gepflasterte Weg wird nun zum Teil etwas sandig, auch Stufen sind immer wieder zu überwinden. Der Trail ist jetzt steiler geworden und das Wandern anstrengender.

 

Nach etwa eineinhalb Stunden kommen mir zum ersten Mal ein paar Leute entgegen, die schon wieder auf dem Rückweg sind. Ab hier wird der Weg nun flacher, der Boden leicht sandig und angenehm weich. Links und rechts des Weges wachsen üppige, hellgrüne Büsche und immer wieder Blümchen.

Nach ein dreiviertel Stunden habe ich mein Ziel plötzlich erreicht! Und hier ist schon ganz schön was los! Natürlich sind die besten Plätze bereits belegt, aber auf die äussersten Felskanten würde ich mich sowieso nicht setzen!

So suche ich mir einen bequemen grossen Stein und setze mich einen Moment. Was für eine tolle Aussicht! Ehrfürchtig betrachte ich den herrlichen Ausblick und bedaure es sehr, dass Bruno nicht bei mir ist.

Aber es war schon die richtige Entscheidung, nicht mitzukommen. Es sind einige abschüssige Stellen, so dass er nichts davon gehabt hätte. Etwas störend sind einzig die überraschend lauten Sirenen, die vom Tal heraufklingen.

Ich verspeise genüsslich meinen Apfel und zwei Kekse, knipse noch ein paar Bilder und mache mich dann auf den Rückweg. Zu lange sollte mein Knie nicht in Ruhestellung verweilen, ich habe Angst, dass es dann steif und ungelenkig wird für den Abstieg.
Aber vorerst geht es ja ziemlich flach geradeaus und ich habe keine Probleme. Hier sieht man den Weg, der sich hinunterschlängelt.


Aber schon bald wird es steiler und ich bin über meine Stöcke und die leichte Bandage ums Knie froh.

Trotzdem komme ich gut voran. Inzwischen kommen mir immer mehr Leute entgegen. Einige müssen ganz schön an ihre Grenzen gehen, so erschöpft, wie sie aussehen. Einmal werde ich von 3 jungen Männern überholt, die den Berg hinab rennen. Einer davon ist mit Badeschlappen unterwegs! Kaum zu glauben, wie liederlich manche Menschen sind. Nicht auszudenken, wie er sich die Zehen aufschlagen oder die Füsse vertreten könnte. Aber anscheinend geht alles gut, ich sehe die Drei jedenfalls nicht mehr.

Abwärts halte ich nur noch für zwei, drei Bilder an, ansonsten laufe ich zügig voran, mein Knie ist jetzt doch nicht mehr ganz frisch und ich möchte möglichst schnell unten ankommen.

Inzwischen liegt der Canyon in der Sonne

Mittlerweile kommt mir fast eine Völkerwanderung entgegen. Ich bin froh, früh losgelaufen zu sein und den Berg lange Zeit praktisch für mich alleine zu haben! Nach knapp 4 Stunden bin ich wieder am Trail Head angelangt, wo ich erst mal zur Toilette eile, das viele Wasser will endlich weg!

Schon bald kommt der Park Bus und bringt mich wieder zurück zum Visitor Center. Hier habe ich wieder Handyempfang und schreibe Bruno eine SMS, aber ich bekomme keine Antwort, also wird er noch irgendwo im Park unterwegs sein. Wir haben am Morgen abgemacht, dass wir uns wieder im Motel treffen wollen und so nehme ich den Shuttle zurück zur Unterkunft, wo ich mir glücklich die Schuhe ausziehe und dann einen Kaffee mache. Mit Bericht tippen vertreibe ich mir die Zeit. Ich bin längstens fertig mit schreiben und mein Mann ist noch immer nicht hier.

So gehe ich an den Pool und schwimme erstmal eine ausgiebige Runde. Das kühle Wasser ist eine Wohltat für mein Knie! Anschliessend lese ich in meinem Tolino und lasse mich etwas von der Sonne verwöhnen. Es ist schon fast 17:00 Uhr, als Bruno auftaucht. Auch er ist mit seinem Tag sehr zufrieden und erzählt mir davon:

Der schöne Weg ab der Station Wheeping Rock führt praktisch alles dem Virgin River entlang.

Immer wieder erblickt Bruno einzelne Deers im Dickicht, die sich von ihm überhaupt nicht stören lassen.

Kein Mensch ist sonst auf dem ganzen Weg bis Temple of Sinawava zu sehen. Bruno nimmt sich viel Zeit, fotografiert und sieht sich um.

Immer wieder verlässt er den Weg, weil er etwas entdeckt.

Ein Stück vor dem Riverwalk hört Bruno Sirenen und an der Bushaltestelle sieht er den dazugehörenden Krankenwagen. Auf dem Riverwalk begegnet Bruno dann 2 Sanitätern mit einer Rolltrage, die eilig zum Krankenwagen laufen. Auf der Bahre liegt ein Mann.

Es ist beinahe Mittag als Bruno über den Riverwalk die Stelle erreicht, wo man ins Wasser läuft.

Sehr viele Menschen tummeln sich hier, tun es Bruno gleich und steigen ins kühle, aber nicht zu kalte Wasser. Der Wasserstand ist nicht allzu hoch. Bruno zieht seine Wandersandalen an und stellt seine Wanderschuhe an der Seite ab. Dann schnappt er sich einen der herumstehenden Stecken und stapft dann los. Auch hier bleibt er immer wieder stehen und schiesst seine Bilder.

Schnell voran kommt er nicht, da die Steine glitschig sind und er aufpassen muss, dass er die Zehen nicht anschlägt. Andere haben spezielle Wasserschuhe und können viel sicherer laufen.

Bruno geniesst seine Wanderung im Wasser und biegt beim Abzweig in den Orderville Canyon ab, wo er noch ein kurzes Stück weiterläuft.

Dann dreht er um und läuft noch ein paar Minuten im Hauptcanyon weiter. Die Kamera immer wieder aus- und wieder einzupacken braucht ziemlich viel Zeit, aber Bruno möchte die Nikon nicht unnötig lange in der Hand halten. Mit meiner kleinen Sony wäre diese Tour einfacher gewesen. Für seinen Rückweg braucht Bruno nicht mehr ganz so lange, weil er nun kaum mehr fotografiert.

Ich freue mich, dass auch Bruno einen schönen Tag hatte und nachdem er seine Runde geschwommen ist, kehren wir aufs Zimmer zurück, wo wir duschen und dann zum Abendessen gehen.

Das Bit&Spur ist nur ein paar Minuten zu Fuss vom Quality Inn entfernt und wir essen auf der gemütlichen Terrasse. Ich bestelle einen Chicken Taco und bekomme Reis, schwarze Bohnen und etwas Salat dazu. Bruno nimmt mit Honig glasierte Rips mit den gleichen Beilagen. Beides ist lecker und wir sind sehr zufrieden mit dem heutigen Tag als wir zurück zum Motel gehen, wo wir noch etwas lesen, Bilder anschauen und dann schlafen.

Tiefste Temperatur: 53° Fahrenheit
Höchste Temperatur: 81°

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